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  • AutorenbildDaniela Spannagel

Warum soviel Angst und warum diese Obrigkeitshörigkeit?

Aktualisiert: 9. Sept. 2021

Ein Erklärungsversuch mit Hilfe des Enneagramms


Warum so viele von uns Deutschen in der Corona-Krise so überkorrekt und im vorauseilenden Gehorsam reagieren, während wir gleichzeitig entgegen jedem demokratischen Grundprinzip keine kritische Meinung Andersdenkender gegen die Maßnahmen, gegen das Regierungshandeln gelten lassen. Frage oder These?


Selbstverständlich funktioniert die Bürokratie perfekt (noch, aber sie bröckelt, siehe weiter unten), die Verordnungen werden geschrieben, umgesetzt, die Ämter, Bürgermeister, kommunalen Einrichtungen verschicken Briefe zu Quarantäne, drohen mit Isolation etc. Personal steht bereit, Isolationscamps werden hergerichtet (siehe Sachsen). Nachbarn denunzieren. Ein Land voller Regelverliebter. So der Eindruck. Es folgt der Versuch einer Erklärung, warum wir so gehorsam sind und welchen Ausweg es möglicherweise geben könnte...


Achtung, es wird etwas holzschnittartig, denn ich will keine Abhandlung und keinen 30-Seiten Aufsatz darüber schreiben. Verzeihung! Ich bitte an einigen Stellen um Abstraktion.


Gibt es ein wiederkehrendes Moment das uns Deutsche auszeichnet?

Ich habe neulich einen amerikanischen Professor (William Toel) gehört, der von Kindheit an von der deutschen Sprache und Kultur fasziniert war. Obwohl seine englische Mutter die Deutschen gehasst hat. Er lobt die deutsche Effizienz, einige deutsche Tugenden und wettet, dass zehn Deutsche auf einer einsamen Insel innerhalb kürzester Zeit die Lage im Griff haben, sich effizient zu versorgen und zu schützen wissen.


Das an sich sind schmeichelhafte Nachrichten, die uns herausragende Fähigkeiten ausstellen. Was aber, wenn die exzellenten Rahmenbedingungen, um diese Fähigkeiten gedeihen zu lassen ungünstig werden? Kippt dann das Positive unserer Essenz um, wie eine gerade sauer gewordene Milch? Von jetzt auf gleich ungenießbar?


Schauen wir auf die letzten 11 Monate unter zur Hilfenahme des Werkzeugs ‚Enneagramm’.

Das Enneagramm unterteilt uns Menschen in neun verschiedene Persönlichkeitstypen, jeweils mit denen für sie charakteristischen mentalen, emotionalen und verhaltensspezifischen Mustern. Es verweist auf die Entstehung der Muster sowie auf die affektive Wandlung, die jeder Typ durchmacht. Und obwohl es Muster und Wiederholungen gibt, existieren in der Komplexität der Möglichkeiten die unterschiedlichsten Formen der Ausprägung und des Entwicklungsstands der neun verschiedenen Persönlichkeits- und Charaktertypen.


Impliziert ist in diesem Persönlichkeitsmodell eine Entwicklungsrichtung. Es gibt also immer auch eine Möglichkeit neue Pfade, die zu neuen Wegen werden zu beschreiten. Man muss sie nur erkennen können und wollen. Jeder Mensch also, der sich intensiv mit dem Enneagramm auseinandersetzt, findet Hinweise, in welcher Form eine Weiterentwicklung an der eigenen Person möglich ist.


In Deutschland und in Südafrika ist Typ 6 des Enneagramms der vorherrschende Typ. Generell kommt Typ 6 in westlichen Ländern häufig vor, aber eben in Deutschland, da sind sich die Enneagramm-Experten (Sandra Maitri, Richard Roh & Andreas Ebert, Helen Palmer) einig, überproportional häufig. Andreas Ebert und Richard Rohr fügen hinzu, dass ebenso die Römisch Katholische Kirche, gegründet auf dem Prinzip der Furcht, die Institution der Sechser schlechthin ist.

In Abgrenzung dazu heißt es: Die USA bestehen überwiegend aus Dreiern (Selbstbild: Ich habe Erfolg), während die Iren besonders viele Siebener (Selbstbild: Ich bin glücklich) unter sich haben. Juchhee. Das vielleicht ein andermal.

Was macht Typ 6 aus?

Er ist Kopfmensch (es gibt Kopf-, Bauch- und Herzmenschen) – loyal, fleißig, pflichtbewusst und hilfsbereit. Sechser sind treue Menschen, die nach einem sicheren und verlässlichen Umfeld streben. Das 6er Selbstbild: Ich tue meine Pflicht. Sechser suchen ihre Sicherheit im Außen, haben dabei einen ausgeprägten Riecher für Risiko und Gefahr. In ihrer Kindheit haben Sechser jedoch oft einen Mangel an Fürsorge erlebt. Sie sind in einem nicht vertrauenswürdigen, unzuverlässigen Umfeld aufgewachsen und mussten zum Beispiel ob eines unberechenbaren Elternteils immer auf der Hut sein. Es fehlt an Vertrauen, Zuversicht und Sicherheit. Die Seele fixiert sich auf die Angst, nicht zu überleben. Angst und Sorgen entwickeln sich zu einem Dauerzustand und kann in Paranoia umschlagen.


Im Arbeitskontext findet man Sechser meist in klar strukturierten (Behörden, Verwaltungen) oder hierarchischen (Militär) Institutionen. Eine wichtige Rolle spielt für Typ 6 auch das GESETZ. Ob es nun geschützt (meistens) oder gebrochen (kommt auch vor) wird. Jedenfalls sind Sechser unter Richtern, Staatsanwälten, Rechtsanwälten, Detektiven und innerhalb der Polizei überproportional stark vertreten.


Ich habe einmal bei einem Enneagramm-Seminar eine Sechser-Frau erlebt, die sich den Teilnehmern gegenüber mit “ich bin das Ordnungsamt“ vorstellte und ausführte, dass sie Regelbrüche kaum ertrage.


Das Enneagramm unterscheidet den phobischen und kontraphobischen Typ 6. Während die phobische Sechs sich an Recht und Ordnung hält, sich Autoritäten sucht und unterordnet, ist der kontraphobische Typ 6 rebellisch, draufgängerisch – immer auf der Suche nach riskanten Situationen, um zu beweisen, dass er eben keine Angst hat und kein Schwächling ist. Hitler und Napoleon werden beide der kontraphobischen Sechs zugeordnet. Hitler wiederum erwartete absoluten Gehorsam – wir kennen die Geschichte.


Die phobischen Sechser sind also bereit, eine Autoritätsperson voll und ganz anzuerkennen. Das nicht zu tun, löst Scham und Zweifel aus, verlangt doch ihr Pflichtbewusstsein Anerkennung und Unterordnung.


Typ 6 in der Krise vor dem Hintergrund zweifelhafter Herausforderungen

Ein Blick auf unsere heutigen politischen Entscheidungsträger zeigt, dass der Ton schärfer geworden ist und keine Widerrede akzeptiert wird. Die verhängten Maßnahmen sind „alternativlos“. Die Umfragen gerade zu Anfang der Corona-Krise zeigten, dass strenge Maßnahmen und ein hartes Durchgreifen bei der Bevölkerung gut ankamen. Frei nach dem Motto: Einer muss uns in diesen konfusen Zeiten ja den Weg weisen. Die Mehrheit der Deutschen als aufgescheuchter ängstlicher Hühnerhaufen, der nicht weiß in welche Richtung er flattern soll. Wo ist der sichere Stall, wo ist die Box?


Der RKI-Chef Dr. Wieler verkündete im Juli 2020 sogar, „dass diese Regeln niemals hinterfragt werden dürfen“. Da haben ein paar Politiker Regeln aufgestellt, untermauert von vor allem der weisungsbefugten Bundesbehörde RKI, der Wissenschaftsakademie Leopoldina und dem Virologen Christian Drosten aus der Charité. Verkürzt gesagt. Jedenfalls gab (und gibt) es keinen größeren öffentlichkeitswirksamen Diskurs.


Dank der Hilfe der ununterbrochen panikschürenden Massenmedien bleibt der Hühnerhaufen dauerhaft aufgescheucht und in Alarmbereitschaft, weswegen er nicht annährend in die Kraft seines normalen Denk- und Handlungsvermögens zurückfindet. Angst lähmt den Verstand, siehe vorigen Blogbeitrag. Im Gegenteil: Die Sechser im Hühnerhaufen hauen im übertragenen Sinne erleichtert die Hacken zusammen und rufen ein schwungvolles ‚Jawoll, so wird’s gemacht’. Die vermeintliche Sicherheit im Außen wird angenommen. Was auch damit zu tun hat, dass zum Abwehrmechanismus einer Sechs die Projektion gehört. Die Projektion geht somit auf eine verlässliche Führungsfigur (oder Kreis) in Krisenzeiten.


So und wie kommen wir jetzt raus aus dieser Nummer? Bzw. was konkret können Sechser tun?

Das Enneagramm bietet Ansätze. In meinen Augen ist der erste und wichtigste Schritt, dass man sich seiner Tendenz zur Autoritätshörigkeit und seiner Unsicherheit bewusst wird. Erst mit dem Bewusstsein um mögliche Defizite, ist der Mensch ja egal um welche Defizite es sich handelt, fähig sie auch zu betrachten, anzuerkennen und im nächsten Schritt zu versuchen, mit ihnen umzugehen. Das alleine fordert MUT. Und Mut ist der Schlüssel der Sechs.

„Die tiefste Manifestation des Mutes besteht in der Fähigkeit, grundsätzliche im Gewebe der Seele verankerte Konzepte über das Selbst und die anderen in Frage zu stellen.“ resümiert Sandra Maitri in ihrem Buch „Neun Porträts der Seele“ den verlangten Kraftakt. Es ist die Erkenntnis eines jeden Einzelnen, für seine eigene Existenz verantwortlich zu sein, Fragen stellen zu müssen, nichts als gegeben anzuerkennen. Auch nicht auf’s Außen zu schauen sondern die Sicherheit in sich selbst zu finden. Damit geht man direkt rein in die Angst, dorthin wo sie am größten ist. Nämlich nicht zu überleben, wenn man sich nur auf sich selbst verlässt. Uuuaaahh. Das ist schmerzhaft aber heilsam und erfordert MUT. Und es verlangt von der Person ein großes Maß an Vertrauen in die Welt und an Glauben an sich selbst, an ein unabhängiges Selbst. Die Sechser sind aufgerufen, sich zu sammeln, zu vertrauen – vor allem in die eigene Kraft und Intuition.


Für diejenigen unter uns, die nicht Typ 6 sind, klingt das eventuell banal oder einfach. Ist es aber nicht. Jeder einzelne der neun Typen, also jeder einzelne von uns hat sehr empfindliche Stellen, sogenannte blinde Flecken, die einem selbst nicht bewusst sind und an die man folglich schwer rankommt.

Mahatma Gandhi sagte: „Die Welt lässt sich nicht verbessern, wenn alle blind der Mehrheit folgen. Es braucht Menschen, die den Mut haben scheinbar Unumstößliches infrage zu stellen, die sich trauen, Autoritäten anzuzweifeln und ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.“ Et voila!


Und ich glaube, an den Punkt sind wir gekommen. Immer mehr Menschen, die dem Gesetz und den Anweisungen wie selbstverständlich gefolgt sind, hinterfragen sie inzwischen. Sie wollen ihre Unterschrift nicht setzen oder verweigern den Dienst. Müssen beispielsweise Menschen, vor allem Jugendliche und Kinder wirklich in Isolationslager geschickt werden? Es gibt ja jede Menge verantwortliche Personen in der Behördenkette, die diese verordneten Maßnahmen dann auch Schritt für Schritt Wirklichkeit werden lassen müssen. Hier gibt es die Gelegenheit für ein STOP.


Das bedeutet im übertragenen Sinne: der bis dahin nicht angezweifelten Autorität der Führungsperson (ob Vorgesetzter oder Politik) wird misstraut. Der Handelnde überlegt sich zum Beispiel: Warum sollte ich symptomlose, positiv-getestete Kinder in ein Quarantänelager sperren? Das sind doch Methoden aus vergangenen Zeiten. Da schaufele ich mir mein eigenes Grab und werde meines Lebens nicht mehr froh. Er oder sie verlässt sich auf sich selber, vertraut dem eigenen gesunden Menschenverstand, überwindet die Ängstlichkeit und wird im Idealfall zum mutigen Vorreiter, Nein-Sager oder Dienstverweigerer. Jedenfalls würde das der Lebensaufgabe entsprechen, die das Enneagramm der Sechs zuteil werden lässt: „Sie muss lernen sich von der ständigen Außenleitung durch Autoritäten zu lösen und die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.“


Hinzu kommt, dass in diesen Zeiten von revolutionären globalen Veränderungen, in denen alles auf den Kopf gestellt wird, woran wir bis jetzt geglaubt haben, wir natürlich auch nachsichtig sein sollten mit denjenigen, die - damit das ganze Kartenhaus nicht mit einem Windstoß auseinanderfliegt – sich festhalten an dem altvertrauten System und nur miniportiönchenweise neue Wahrheiten ins Leben lassen. Das dauert. Aber: was lange währt wird endlich gut. Mehr dazu im nächsten Blog.




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